Touren mit dem Deutschlandticket (3)
am Samstag, 11.05.2024
zum Eisenbahnmuseum in Darmstadt-Kranichstein
Organisation Gerhard Schnaitmann
Rückblick von Rüdiger Frey
Die erste Verkehrsfreunde-Exkursion 2024 mit dem Deutschland-Ticket sollte am 11. Mai zu den Bahnwelttagen nach Darmstadt führen. Die Fahrt stand zuerst nicht unter ganz guten Vorzeichen und sorgte bei unserem Organisator und Ehrenmitglied Gerhard Schnaitmann sicher für einige schlaflose Nächte. Eine Woche vor unserer Studienfahrt kam die Nachricht aus Darmstadt, dass aus betrieblichen Gründen leider die Bahnwelttage kurzfristig abgesagt werden mussten. Doch nicht nur dies: Die geplante Rückfahrt entlang der Bergstraße nach Heidelberg und weiter durch den Kraichgau nach Heilbronn war wegen Bauarbeiten so auch nicht mehr möglich.
Nach einigen Überlegungen und dem Verhandlungsgeschick unseres Organisators konnte die Fahrt doch noch stattfinden. Nach mehreren Telefonaten konnte in Darmstadt-Kranichstein eine Sonderöffnung des Museums eigens für die Verkehrsfreunde organisiert werden und auch für die Rückfahrt, nun über den Spessart, wurde eine Lösung gefunden.
Am Samstag trafen die 25 Teilnehmer kurz vor 8 Uhr nach und nach am Stuttgarter Hauptbahnhof ein und wurden dort von Gerhard Schnaitmann mit Vesperpaketen begrüßt, welche Monika Schnaitmann wohl in einer Nachtschicht für uns zusammengestellt hatte. Die Fahrt ging nun in einem Ersatzzug der Go-Ahead bis Heilbronn. Zur Freude einiger Teilnehmer war dieser aus ehemaligen Silberlingen gebildet, was doch noch Reisekultur aus vergangener Zeit vermittelte. In Heilbronn wechselten wir zum ersten Mal den Zug und auch hier stand uns eine Fahrt mit einer Ersatzgarnitur, diesmal bei der SWEG, bevor. Nun war es ein Leihfahrzeug vom Typ Talent 3 aus dem Alstom-Fahrzeugpool (Baureihe 6442), welches einst für die ÖBB gebaut wurde. Auf der Weiterfahrt entlang des Neckars musste die Fahrtroute kurzfristig umgeplant werden. Ein Zugausfall auf der S1 der S-Bahn Rhein-Neckar machte erneut eine kurzfristige Änderung notwendig. Unser geplanter Abstecher zum Bahnhof Mosbach musste somit entfallen und wir fuhren mit unserem Zug weiter nach Eberbach. Hier war nun ein längerer Aufenthalt notwendig, welchen uns jedoch Gerhard Schnaitmann mit Erklärungen u.a. zum Bahnhof Eberbach und der nicht attraktiven Bahnsteigsituation der Odenwaldbahn recht kurzweilig gestaltete.
Nun folgte die Weiterfahrt auf der landschaftlich reizvollen Odenwaldbahn. Diese wurde leider in den 1970er Jahren stark zurückgebaut, so dass auf dem 30 km langen Abschnitt zwischen Eberbach und Erbach keinerlei Kreuzungsmöglichkeiten mehr bestehen. Jahrzehntelang verkehrte hier der „Heckeneilzug“ von Frankfurt nach Stuttgart, welcher von 1894 bis 1988 sogar als D-Zug verkehrte. Heute wird der Nahverkehr mit modernen Triebwagen des Typs ITINO der VIAS GmbH in Frankfurt betrieben.
Mit einer ITINO-Doppeltraktion (Baureihe 613 bzw. neu 0615) ging es dann durch den Odenwald. Ab 2005 beschaffte man 22 Exemplare dieses Fahrzeugtyps für die Odenwaldbahn. Der Bestand wurde 2010 um noch weitere vier Fahrzeuge verstärkt. Diese zweiteiligen Dieseltriebwagen sollten eigentlich die Nachfolge des erfolgreichen RegioShuttle einläuten. Während der RegioShuttle (RS1) jedoch nur einteilig Käufer fand, fand der ITINO nur in zweiteiliger Ausführung Käufer in Deutschland und Schweden. Heute ist auch der Prototyp, welcher lange Zeit bei der Erfurter Bahn im Einsatz war, bei der VIAS eingestellt. Verstärkt werden diese seit einiger Zeit durch Triebwagen des Typs LINT von Alstom. Die VIAS wurde ursprünglich durch die Rurtalbahn in Düren und den Stadtwerken Frankfurt gegründet. Nachdem 2010 zuerst die Dänischen Staatsbahnen Anteile am Unternehmen übernommen hatten, ist heute die R.A.T.H.-Gruppe am Unternehmen beteiligt.
Schon nach knapp acht Kilometer Fahrt überschritten wir die Landesgrenze zu Hessen. Später durchfuhren wir den über drei Kilometer langen Krähbergtunnel, einst einer der längsten Eisenbahntunnel in Deutschland. In Darmstadt-Nord war dann unsere Fahrt mit der Odenwaldbahn zu Ende. Von hier ging es nach einem kurzen Aufenthalt mit einem Elektrotriebwagen der Hessischen Landesbahn (HLB) vom Typ Alstom Coradia Continental (Baureihe 1440.3) nach Darmstadt-Kranichstein. Die Hessische Landesbahn wurde 1955 als gemeinsame Dachgesellschaft von mehreren nichtbundeseigenen Eisenbahnen gegründet. 2005 fusionierten die drei Tochterunternehmen Frankfurt-Königsteiner Eisenbahn AG (FKE), Butzbach-Licher Eisenbahn AG (BLE) und Kassel-Naumburger Eisenbahn AG (KNE) zur Frankfurt-Königsteiner Eisenbahn AG. Diese wurde 2006 in HLB Basis AG umbenannt. Seit 2018 betreibt die HLB das Netz Südhessen-Untermain.
Ab unserem Zielbahnhof Kranichstein war dann bei herrlichem Wetter ein kleiner Fußmarsch notwendig, da das Museum sich auf der anderen Gleisseite befindet. Selten sind heute noch solche mehrgleisigen Bahnübergänge, wie wir ihn in Kranichstein erleben und überqueren konnten.
Die Bahnwelt Darmstadt-Kranichstein befindet sich auf dem Gelände des ehemaligen Bahnbetriebswerks des 1898 erbauten Rangierbahnhofs Darmstadt-Kranichstein. 1970 wurde der Verein Museumsbahn e.V. Darmstadt gegründet, welcher das Bahnbetriebswerk nach dessen Stilllegung mietete. Am 30. April 1976 wurde schließlich auf dem Gelände das erste reine Eisenbahnmuseum in Deutschland eröffnet. Es beherbergt heute mehr als 200 historische Fahrzeuge aller Epochen. Betriebsfähig sind aktuell 23 042, 141 228-7, die ELNA DME 184 und ein Wismarer Schienenbus. In zwei Gruppen wurden die Teilnehmer durch einen Teil des Geländes und den Ringlokschuppen geführt.
In enger Abstimmung mit dem Denkmalschutz geht man daran, den kurz vor Einrichtung des Museums abgetragenen Teil des Ringlokschuppens wieder aufzubauen. Eine zweite Maßnahme, die Überdachung eines Teils des Freigeländes, hat ebenfalls den Hintergrund, wenigstens einige weitere der kostbaren Museumsfahrzeuge geschützt vor Wind und Wetter unterzubringen. Über eine weitere Neuigkeit wurden wir ebenfalls informiert:
DB Fernverkehr wird 2025 beginnen, auf dem Gelände des ehemaligen Rangierbahnhofs eine siebengleisige Abstell- und Wartungsanlage für ICE-Züge zu bauen. Auch hier wird auf die Belange des Denkmalschutzes und den Bedürfnissen des Eisenbahnmuseums Rücksicht genommen.
Für die Stuttgarter Teilnehmer war sicherlich die württembergische T3 947 (89 339) mit Baujahr 1901 und die Schnellfahrlok 103 101, welche als erste Serienlok der Baureihe zwischen 1991 und 1993 in Lufthansafarben den Lufthansa-AirportExpress zwischen Stuttgart und Frankfurt beförderte und heute die einzig erhaltene orientrote 103 ist, von besonderem Interesse. Nach dem Besuch des Lehrstellwerks und dem Nachbau des alten Darmstädter Hauptbahnhofs im Modell war es auch schon höchste Zeit für den Mittagsimbiss.
Gut gesättigt und voller neuer Eindrücke ging es nun zügig wieder zum Bahnhof Darmstadt-Kranichstein zurück, musste doch eine längere Schließzeit des Bahnüberganges einkalkuliert werden. Dabei sahen wir auch die erst 2003 eröffnete Endschleife der Darmstädter Straßenbahnlinie 5, welche wir nach ursprünglichen Plänen auf der Rückfahrt benutzen wollten.
Pünktlich ging es nun mit der Hessischen Landesbahn auf der Rhein-Main-Bahn weiter durch den Odenwald in Richtung Aschaffenburg und überquerten zwischen Stockstadt und Mainaschaff den Main. Die Triebwagen des Typs Alstom Coradia Continental (Baureihe 1440.3) durchfahren auf dieser Linie von Wiesbaden über Mainz und Darmstadt nach Aschaffenburg drei Bundesländer (Hessen, Rheinland-Pfalz und Bayern). Trotz einer kleinen Verspätung aufgrund einiger unplanmäßiger Zwischenhalte konnten wir in Aschaffenburg bahnsteiggleich und bequem auf den Main-Spessart-Express, den RE54 von Frankfurt (Main) in Richtung Bamberg, umsteigen. Ein vierteiliger Bombardier Twindexx Doppelstocktriebwagen (Baureihe 445) versprach nicht übermäßig Platz. Mit etwas gutem Willen fanden jedoch alle Teilnehmer einen Sitzplatz. Nun ging es auf der landschaftlich reizvollen Strecke durch den Spessart gen Würzburg weiter. Der im Juni 2017 eröffnete Neubauabschnitt, welcher
die einstige alte Spessartrampe von Laufach nach Heigenbrücken mit dem legendären Schiebebetrieb und dem Schwarzkopftunnel ersetzte, ist heute deutlich unspektakulärer, auch wenn sich die Steigung tatsächlich nur von 21,7 auf 21,0 Promille reduziert hat und betrieblich nicht die Vorteile erbracht hat, wie man es vermuten könnte. Eigentlich waren hier nur Steigungen von maximal 12,5 Promille vorgesehen. Dies macht jetzt für schwere Güterzüge den Umweg über Jossa zur Umfahrung des besagten Abschnittes notwendig, da ein Schiebebetrieb wie bei der alten Spessartrampe so nicht mehr möglich ist.
Da der weitere Abschnitt ab Lohr durch das Maintal nur mäßige Geschwindigkeiten zulässt, benutzt der Fernverkehr ab hier einen Abschnitt der Schnellfahrstrecke nach Würzburg, welche er über die sog. Nantenbacher Kurve erreicht. Unser Regionalexpress nahm natürlich den reizvolleren Streckenabschnitt entlang des Mains und unterquerte bei Veitshöchheim die Schnellfahrstrecke Hannover – Würzburg, bevor wir in flotter Fahrt und pünktlich den Würzburger Hauptbahnhof erreichten.
Hier hieß es ein letztes Mal umsteigen. Kurz nach unserer Ankunft kam auch schon der FLIRT 3 der Go-Ahead
Baden-Württemberg (GABW, Baureihe 1430) zur Rückfahrt nach Stuttgart an. Dies erstaunte uns, da noch
wenige Minuten zuvor diese Verbindung außerplanmäßig schon in Ludwigsburg enden sollte. Uns war natürlich
diese Variante lieber. Bis zu unserer Abfahrt gesellte sich auf dem Nebengleis ein Siemens Desiro HC (Baureihe
2482) der bayerischen Schwester Go-Ahead Bayern (GABY) einträchtig neben unserem Zug, beide natürlich
in den jeweiligen Landesfarben. Nun ging es in flotter Fahrt über die Frankenbahn in Richtung Heimat.
Eine Stunde früher als ursprünglich geplant erreichten wir pünktlich den Stuttgarter Hauptbahnhof.
Viele Stunden haben wir in den unterschiedlichsten Zügen verbracht. Gut gefüllt, aber nicht überfüllt, konnten
wir die Fahrt auf nichtalltäglichen Strecken genießen. Trotz des Ausfalls der Bahnwelttage in Darmstadt war es
ein kurzweiliges Programm und ein Sonderöffnungstag im Darmstädter Eisenbahnmuseum ist kaum wieder zu
wiederholen, eine Teilnahme an einem der nächsten Bahnwelttage jedoch schon eher. Bleibt uns unser Dank
an unseren Organisator Gerhard Schnaitmann für die Organisation und die Erstellung eines sehr informativen
Fahrtbegleiters und natürlich auch an seine Ehefrau Monika Schnaitmann für die tatkräftige Unterstützung.
Freuen wir uns schon jetzt auf eine Fortsetzung der Fahrten mit dem Deutschland-Ticket.