18.05.2019 Sonderfahrt auf der Schwäbischen Waldbahn mit V 100 und GmP des Vereins DBK Historische Bahn e.V.

Rückblick von Rüdiger Frey

18.05.2019    Sonderfahrt auf der Schwäbischen Waldbahn mit V 100 und GmP des Vereins DBK Historische Bahn e.V. – Organisation und Reiseleitung: Harald Frank
Gute Dinge benötigen manchmal mehrerer Anläufe. So könnten wir auch unsere Studienfahrt im Mai 2019 zur Schwäbischen Waldbahn beschreiben. Schon im vergangenen Jahr war das Ziel unseres Ferienprogramms die Bereisung der Wieslauftalbahn von Schorndorf nach Welzheim mit einem stilreinen Güterzug mit Personenbeförderung (GmP). Kurzfristig geplante Bauarbeiten der WEG (Württembergische Eisenbahngesellschaft) machten unseren Plan dann jedoch zunichte. Ganz nach dem Motto „aufgeschoben ist nicht aufgehoben“ sollte diese Fahrt nun zur Obstblüte im Frühjahr stattfinden. Auch wenn sich die Vorbereitungen zeitweise durchaus schwierig und mühsam gestalteten, zeigten die Anmeldungen von 67 Teilnehmern aus nah und fern großes Interesse an dieser Fahrt.

Schon lange vor der geplanten Abfahrt um 10 Uhr erreichten die ersten Teilnehmer den Bahnhof Schorndorf. Das schöne Wetter lud geradezu ein, den noch von der DB AG betriebenen Regionalverkehr auf der Remsbahn fotografisch zu dokumentieren. Pünktlich zur geplanten Abfahrtzeit waren auch alle Teilnehmer da, doch irgendwie fehlte noch etwas: unser Sonderzug! Unser Organisator und Reiseleiter Harald Frank hatte schon so manche Schweißperle auf der Stirn, da von unserem Reisegefährt nichts zu sehen und zu hören war. In der Nacht „verzierten“ ein paar Übeltäter unseren Zug mit Farbe, welche so gar nicht zu einem GmP der 1980er Jahren passen wollte. Die Aktiven der Dampfbahn Kochertal Historische Bahn e.V. (DBK) entfernten dieses in schweißtreibender Arbeit. Sicher war die nun fast einstündige Verspätung besser zu verkraften, als ein bunter Silberling in unserem Sonderzug.

Um 10.47 Uhr erreichte dann unser GmP, gezogen von Lok 212 084-8, mit einem Silberling und jeweils einem Schiebewand-/Schiebedachwagen, einem Rungenwagen und einem Güterzugbegleitwagen den Schorndorfer Bahnhof. Schon beim Anblick fühlte man sich gut 40 Jahre zurückversetzt. So könnte der mittägliche GmP nach Welzheim einst ausgesehen haben. Nach einem kurzen Halt ging es dann auch schon los. Erster Halt war Schlechtbach. Das etwas marode Bild des Haltepunktes konnte nicht besser für den ersten Fotohalt passen.
Der darauffolgende Halt wurde dann in Rudersberg-Oberndorf eingelegt. Bis zu diesem Bahnhof betreibt die WEG noch heute den Regelverkehr. Hier fand eine Scheinausfahrt statt, bevor wir uns nun der Bergstrecke hinauf nach Welzheim widmeten. Doch schauen wir zuvor etwas in die Geschichte:
Schon früh gab es Bestrebungen, die Oberamtsstadt Welzheim an die „weite Welt“ anzuschließen. Einst sollte eine Zahnradbahn hinauf zum Luftkurort Welzheim gebaut werden. Auch eine Schmalspurbahn in der Spurweite von 750 mm wurde als kostengünstige Variante genauso in Betracht gezogen, wie eine Trasse von Backnang durch den Schwäbischen Wald.

Schon damals sollte die Württembergische Eisenbahngesellschaft (WEG) die Strecke bauen. Diese bevorzugte jedoch weiterhin eine schmalspurige Zahnradbahn, wovon die württembergische Landesregierung Abstand nehmen wollte. Schließlich baute der Staat die Strecke. Am 28. November 1908 eröffneten die Königlich Württembergischen Staatseisenbahnen die Strecke bis Rudersberg und am 25. November 1911 das Reststück bis Welzheim, welches topografisch mit Steigungen bis zu 25 Promille hohe Ansprüche an Bau und Betrieb stellte. Damit war die letzte Oberamtsstadt in Württemberg an das Bahnnetz angeschlossen.

Ab den 1920er Jahren gab es durchgehende Züge von Stuttgart nach Welzheim: vor dem Krieg als Ausflugszüge, in der Nachkriegszeit als Arbeiterzüge in der Form von Wendezügen mit der Baureihe V 36, Donnerbüchsen und Steuerwagen. Ab 1970 wurde der Fahrplan zusehends ausgedünnt. Das verbliebene Personenzugpaar nach Welzheim wurde fortan als nachmittäglicher GmP gefahren und die Fahrgäste wanderten auf den parallelen Busverkehr ab. Am 30. Mai 1980 wurde schließlich der Personenverkehr zwischen Rudersberg und Welzheim eingestellt. Vier Jahre später wollte man den Gesamtverkehr auf der Bergstrecke einstellen. Schon weitere zwei Jahre später dachte man daran, auch den Verkehr zwischen Schorndorf und Rudersberg zu beenden. Diesem wurde zwar nicht stattgegeben, jedoch machte im April 1988 ein Hangrutsch in der Grauhalde oberhalb von Rudersberg den Bergabschnitt unbefahrbar.

Am 22. Dezember 1992 wurde der Zweckverband Verkehrsverband Wieslauftalbahn (ZVVW) gegründet, um den Zugverkehr aufrecht zu erhalten. So konnte 1995 die Württembergische Eisenbahngesellschaft den Betrieb mit Triebwagen des Typs NE 81 bis Rudersberg Nord aufnehmen und der Einsatz der V 100 mit Wendezügen war Geschichte. Dabei wurden auch 700 m der Bergstrecke reaktiviert, um ein Schulzentrum besser zu erreichen. 13 Jahre später konnte die Strecke bis Rudersberg-Oberndorf verlängert werden. Am 8. Mai 2010 schaffte es dann der Förderverein Welzheimer Bahn e.V. in mühevoller Arbeit, die Bergstrecke für den Touristikverkehr zu eröffnen. Seither ist zumindest an einigen Wochenenden im Jahr eine Bereisung der Gesamtstrecke wieder möglich.

Widmen wir uns nun wieder unserer Exkursion:

Vorbei am einstigen Bahnhof Klaffenbach-Althütte gelangten wir zum markanten 121 m langen Strümpfelbach-Viadukt. Hier befuhr unser Sonderzug mehrmals den Viadukt und wir konnten das Bauwerk von verschiedenen Positionen aus ablichten. Der darauffolgende Halt war im Bahnhof Laufenmühle geplant. Auch hier konnten die Fotografen den anschließenden 168 m langen Laufenmühle-Viadukt aus verschiedenen Blickrichtungen bei der mehrmaligen Befahrung aufnehmen. Einige Fotostandpunkte machten jedoch eine kleine Wanderung notwendig, welche die Teilnehmer gern auf sich nahmen! Nach Fortsetzung der Fahrt, vorbei am Bahnhof Breitenfürst und dem Haltepunkt Tannwald, erreichten wir unseren Endbahnhof Welzheim mit 505 m ü. NN. Hier musste unsere Zuglok an das andere Ende des Zuges umsetzen. Nach einem kurzen Aufenthalt fuhren wir wieder zurück in Richtung Laufenmühle. Zwischenzeitlich hatte sich auch das Wetter geändert. Bis kurz vor Welzheim dominierte noch die Sonne, während jetzt dunkle Wolken den nahenden Regen ankündigten.

Bei der Rückfahrt durch die dunklen Wälder des Luftkurortes beschreibt die Strecke einen 180 Grad Kurve zum Ortsteil Breitenfürst. Als einziger Bahnhof der Strecke verlor dieser sein Bahnhofsgebäude. Mit Ausnahme von Rudersberg und Welzheim baute man diese nach den gleichen Bauplänen, nur teils spiegelverkehrt. Zusehends setzte nun auch der Regen ein. Wenig später erreichten wir unser Etappenziel für unsere Mittagspause, den Bahnhof Laufenmühle.

Bei einem spanisch/schwäbischen Mittagsbüffet mit Paella und Rinderrouladen wurde wohl jeder Teilnehmer satt, auch wenn das Essen auf der Terrasse für manchen zeitweise ein Kampf mit dem Regen bedeutete. Gut gestärkt von dem hervorragenden Essen, gab es dann noch eine Einlage. Unsere Lok befuhr mit den Güterwagen das nahe Ladegleis beim einstigen Bauknecht-Werk an der Klingenmühle, welche über viele Jahre auch der Firma als Stromerzeuger diente. Die beiden Bauknecht-Werke in Welzheim und an der Klingenmühle wurden bis zur Einstellung des Güterverkehrs auch per Schiene bedient.

Anschließend drückte unser Zug vor der Abfahrt nochmals ein paar Meter auf den Laufenmühle-Viadukt zurück, damit auch von hier der Zug auf dem in Stampfbetonweise erbauten Bauwerk fotografiert werden konnte. Nach einem weiteren Fotohalt und einer Scheinüberfahrt über den Strümpfelbach-Viadukt sowie einem Halt bei Klaffenbach-Althütte setzte ein Gewitter ein. Nun ging es recht zügig auf der Talstrecke bis Haubersbronn. Hier konnte nochmals unser Zug samt der 1964 von MaK in Kiel erbauten Lok vor dem einstigen Bahnhofsgebäude fotografiert werden. Diese Lok gehört heute dem DB-Museum Nürnberg. Sie ist bei der WestFrankenBahn eingestellt und als Leihgabe der DBK zur Verfügung stellt. Diese V 100 war viele Jahre im Bw Kornwestheim beheimatet.

Nun nahte das Ende eines erlebnisreichen Tages. Pünktlich kamen wir in unserem Ausgangsbahnhof Schorndorf an, wo alle Teilnehmer ihre Anschlusszüge erreichten.

Unser Dank gilt unserem Organisator Harald Frank wie auch allen Beteiligten der Historische Bahn e.V. (DBK) für die Durchführung unseres Sonderzuges und die morgendliche Reinigung des Silberlings! Unser Dank gilt aber auch den Teilnehmern für ihr diszipliniertes Verhalten, das eine solche Fahrt erst möglich macht!
Share by: